Stummes Leid

Mit einem Paket gegen den Pflegenotstand will der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Verbund mit der Sozialministerin Franziska Giffey und dem Arbeitsminister Hubertus Heil die Pflege in Deutschland Schritt für Schritt verbessern.  Die Inhalte dieses Paketes sollen noch zusammengestellt werden, in fünf Arbeitsgruppen. Da diese üblicherweise dominiert  werden von den führenden Köpfen des bestehenden Systems, also von Funktionsträgern, die keinen grundlegenden Änderungsbedarf sehen,  ist das Ergebnis leicht vorhersehbar.  Pflege wird in jedem Falle am Ende deutlich teurer, sie wird damit jedoch keineswegs automatisch besser.

Tatendrang und Geld alleine werden keine  nachhaltige Verbesserung erwirken können. Denn die Ursache liegt im System. Einem System, das Pflegebedürftigkeit fördert und einen Markt beflügelt, der Kapital aus der Not Betroffener zieht.  Solange die Weichen in die falsche Richtung gestellt bleiben, wird kein noch so teures Paket an den richtigen Stellen ankommen.

Wir erinnern daran, die eigentlich Notleidenden sind nicht die Pflegekräfte, sondern die Kranken, Schwachen und Sterbenden, die oft vergeblich auf Hilfe warten.
Um deren Not  geht es der  Konzertierten Aktion  Pflege nicht.   Ihr Leid wird vom Selbstmitleid der helfenden Gilde übertönt.  Schreit der ein oder andere laut auf, kommt er sogleich in die Psychiatrie, wo man Mittel kennt, die ihn zum Schweigen bringen.  An dieser unmenschlichen Praxis wird die Aktion  nichts ändern, weil Ärzte und Pflegekräfte abgestumpft sind und nichts anderes gelernt haben.   Die Aktion  richtet sich an die Pflegeprofis; sie  will mehr Menschen für den Pflegeberuf gewinnen,  durch bessere Bezahlung und Imagekampagnen.  „Pflegen muss wieder cool werden.“, so das Ziel.   Dabei brauchte es doch eher WÄRME bei den Pflegenden und Einfühlungsvermögen.  Sensible, mitfühlende Menschen die eben nicht cool (kühl) über das Menschliche hinweggehen. Genau das ist es doch , was den Pflegeberuf so besonders macht.  Wer sich auf  die Menschen einlässt, wer sich mit Herzblut dafür einsetzt, dass sie ihre Würde behalten und ihre Grundrechte beachtet werden, dem bietet der Beruf weit mehr, als nur eine sichere Arbeit und ein geregeltes Einkommen.

Pflege braucht ethische Maßstäbe.  Diese sind vor allem abhanden gekommen im Zuge von Personaloptimierung und Gewinnmaximierung.

Pflege braucht einen Richtungswechsel – Hin zum Menschen.
Und die verunsicherten Alten, die irritiert herumlaufen in einer Welt die sie nicht mehr verstehen und von der sie nicht verstanden werden,  brauchen  „Liebe statt Valium“.

Wo wir ansetzen würden, wären wir als Bundes- oder Landespolitiker*in   in der Position, den Pflegenotstand zu beenden, erfahren Sie hier:
Systemwechsel in der Pflege