Wild entschlossen und in der Sache geeint erklärten die Bundesminister, Franziska Giffey (SPD), Jens Spahn (CDU) und Hubertus Heil (SPD), gestern in der Sendung hartaberfair, wie die Regierung dem Pflegenotstand Herr werden will. Die beiden Altenpflegerinnen (siehe Foto) äußerten sich skeptisch. Bisher sei von den sog. „Spahn-Stellen“ spürbar nichts angekommen, im Gegenteil, die Lage in der Altenpflege würde sich zusehends verschlechtern. Unter den personellen Bedingungen lernen Auszubildende vor allem, schnell, schnell gerade das Nötigste zu erledigen. Flitzen statt Pflegen, sei im Alltag angesagt.
Ehrlich bemüht verweisen die vorgenannten Minister auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket. An allen Stellschrauben würde derzeit gedreht, nie sei mehr über Pflege gesprochen und mehr für Pflege getan worden, erklärte Herr Spahn. Hier fehlte in der Sendung leider der Einwand, dass sich der politische Aktionismus auf die kleinen Schrauben in der Peripherie konzentriert, während die zentrale Schraube unberührt bleibt. Das gesamte Pflegesystem muss neu ausgerichtet werden! Nämlich an den Betroffenen! Qualität muss vor Quantität gestellt werden. Oder würden Sie sich von jedem pflegen lassen wollen? Schon heute arbeiten viel zu viele Menschen in der Pflege, die für diese Aufgabe nicht wirklich geeignet sind. Statt dafür zu sorgen, dass möglichst jedes Heim Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt, sollten nur die Einrichtungen ausbilden dürfen, in denen an positiven Beispielen gelernt werden kann. Pflege muss daran bemessen werden, inwieweit sie den Menschen gerecht wird. Dass die Regierenden dies immer noch nicht begriffen haben, zeigt sich an der Besetzung der Arbeitsgruppen, die das Kernstück der Konzertierten Aktion Pflege bilden. Wie seit eh und je, sitzen dort die Akteure zusammen, also die Vertreter der Organisationen die den deutschen Pflegemarkt bedienen und daran interessiert sind, dass sie auch in Zukunft einen großen Teil vom Kuchen abbekommen. Was bitteschön, soll dabei Neues herauskommen? Die Betroffenen und ihre Angehörigen bleiben außen vor, sie sind wieder einmal nicht gefragt. Systemkritik und Querdenken ist nicht erwünscht. Unsere Expertise und unsere Lösungsansätze werden ignoriert. Wie gerade in puncto Klimaschutz erlebt, muss sich die Lage wohl auch bei diesem Thema weiterhin zuspitzen, bis ein Punkt erreicht ist, der diese Art der Politik abwählt.
Neben dem Klimawandel gibt es längst einen Wertewandel der uns Sorge machen sollte. Diesen bekommen vor allem die Alten, Kranken und Pflegebedürftigen zu spüren. Auch hier versucht die Politik die Situation zu beschönigen, spricht von bedauerlichen Einzelfällen und lässt alles in die falsche Richtung weiterlaufen. Wir wollen das nicht hinnehmen. Wir wollen das System ändern. Wir sind es unseren Großeltern und Eltern schuldig, dafür zu sorgen, dass sie ihr Leben in Würde beenden können. Wir sind es auch unseren Kindern und Enkeln schuldig, keine soziale Wüste zu hinterlassen, in der nur noch die Jungen, Starken und Gesunden überleben werden.