Mit Sorge betrachten viele den Anstieg der Anzahl alter Menschen in unserer Gesellschaft, die über einen langen Zeitraum von ständiger Pflege und Betreuung abhängig sind. Bis 2030 wird mit einer Verdoppelung gerechnet. Wie sollen wir angesichts der demographischen Entwicklung mit zwei Millionen demenzkranken Bundesbürgern fertig werden, wo es uns heute schon kaum gelingt, einer Million gerecht zu werden? Demenz ist der Hauptgrund für Pflegeabhängigkeit. Wie eine Seuche greift diese Krankheit um sich. Kaum eine Familie bleibt verschont.
Während die meisten auf ein Wundermittel der Pharmaindustrie hoffen, wollen wir den Blick auf die sozialen Ursachen dieser Entwicklung lenken und auf bislang ungenutzte präventive Möglichkeiten hinwirken. Wir sollten uns nicht fatalistisch damit abfinden, dass jeder dritte/vierte Mensch im Alter dement sein könnte. Denn das würde unser gesamtes Sozialsystem kippen, beziehungsweise „Entsorgungslösungen“ zur Folge haben, die wir uns genau so wenige vorstellen möchten.
Zwar beschäftigt sich auch die Politik zunehmen mit Problemen in der Pflege, jedoch ausschließlich auf der Symptomebene. Hinzu kommt, dass die Leistungsanbieter, Kassen und Berufsverbände politische Entscheidungen prägen, wobei im Wesentlichen Eigeninteressen zum Tragen kommen. Aus diesem Grunde setzen wir uns nicht für eine bestimmte Gruppe von Betroffenen ein, sondern für die Gewährleistung menschenwürdiger Pflege in unserer Gesellschaft. In diesem Sinne müsste auch die Politik argumentieren, anstatt die verschiedenen Interessensgruppen auf Kompromisse zu einigen. Schon bei der Pflegeversicherung wurden zuviele Kompromisse eingegangen, die von den eigentlichen Grundsätzen wegführen. Beispiel: Ambulant vor Stationär. So steht es im Gesetz, die Umsetzungsregelung zeigt in die entgegengesetzte Richtung. Gleiches beim Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“. Auch die Pflegereformen setzen lediglich bei einzelnen Brennpunkten an, treiben die Kosten in die Höhe und behindern innovative Ansätze.
Zu viele Regeln, zu viele Vorschriften, zu viele Kontrollen – beschäftigen Führungskräfte und Mitarbeiter, kosten enorm viel Zeit und Geld. Skandalberichte enden auf politischer Ebene mit einer weiteren Vorschrift. Derartige Politik verschlimmert die Lage. Diesem undurchdachten Aktionismus sollten wir Einhalt gebieten.