Wohin mit Vater

Ein namhafter deutscher Journalist verzweifelt am Pflegesystem. Er will seinen Namen nicht nennen, als er 2007 seine Erfahrungen  unter dem Titel: Wohin mit Vater,  beschreibt und damit dem Fischerverlag zu einem Bestseller verhilft.

Was tun, wenn die Mutter, wenn der Vater plötzlich pflegebedürftig wird? Der Autor hat es erlebt: Als Sohn fühlt er sich zerrissen zwischen der Verantwortung für seinen Vater, den er nicht abschieben, und dem eigenen Leben, das er nicht aufgeben will. Über seine persönliche Geschichte hinaus dokumentiert der Autor eindrucksvoll den Pflegenotstand in Deutschland und spricht damit eine brennend aktuelle Frage unserer Zeit an.

Erfahrungen dieser Art machen bis heute geschätzt 200.000 Töchter und Söhne, die sich wie der Autor für eine illegal beschäftigte Pflegehilfe aus Osteuropa  entscheiden.  Obschon inzwischen gut 10 Jahre vergangen sind, zeichnet sich keine Besserung der im Buch eindrucksvoll beschriebenen Lage ab.   Das Angebot an  legalen und bezahlbaren Haushalts- und Pflegehilfen wird dem Bedarf in keiner Weise gerecht.  Oft sind Angebote wie z.B. Tagespflege, die  von den Kassen übernommen werden,  nicht vorhanden oder im vorliegenden Falle ungeeignet.  Auch die Pflegestärkungsgesetze, wie sie seit 2017 und 2018  gültig sind, zielen am tatsächlichen Bedarf vorbei.  Anstatt  Betroffene individuell zu unterstützen, möglichst bis zu Letzt im vertrauten Zuhause leben zu können,  fördert Deutschland die Auslagerung der alten Eltern in die Heime. Inzwischen hat sich die Lage dahingehend verändert, dass zunehmend Pflegeheime in Polen und anderen Grenzgebieten speziell für deutsche Kunden, entstehen. Bezahlbare Hilfe aus ärmeren EU-Ländern kommt  also nicht nur in die deutschen Haushalte, immer mehr Deutsche entscheiden sich am Ende ihres Lebens auszuwandern, weil sie fern der Heimat für den halben Preis eine meist individuellere Pflege erhalten.

Empfehlenswert auch der 2015 gesendete   Film zu diesem Buch, in den Hauptrollen mit Hans Jochen Wagner und Anna Loose (siehe Beitragsfoto).